Welche Hobbynäherin kennt es nicht? Das Oberteil ist an der Taille zu weit, an der Hüfte zu eng; die Hose zieht Falten und der Rock fällt nicht gerade herunter. Wer nicht der “Normalfigur” entspricht und eine Problemzonen hat, wird sehr schnell an Passformprobleme geraten. Und schon ist es da, das negative Gefühl, dass man entweder keine gute Figur hat oder einfach nicht nähen kann. Denn nichts will richtig passen. Aber ist eine Problemfigur wirklich eine Problemfigur? Wir möchten das Thema nachfolgend beleuchten.

Die Basis der Schnittmusterkonstruktion

Unsere Schnittmuster mit Erklärung

Jeder Schnitthersteller konstruiert seine Schnitte nach einer Maßtabelle. Die meisten orientieren sich dabei an die Reihenmessung von 1993, bei der Tausende Frauen vermessen wurden und die relevanten Maßen dann gemittelt wurden. Die aktuellere Reihenmessung von 2009 steht leider nur wenigen großen Modekonzernen zur Verfügung, die sich an den Kosten der Vermessung von 2009 beteiligt haben.

Bei der Schnittkonstruktion wird immer von einer “Normalfigur” ausgegangen, bei der alle Proportionen sehr gleichmäßig sind. Das sind auch jene, die von Modeschöpfern gerne als Idealmaß angepriesen werden und vielen von uns oft das Gefühl geben, nicht der Norm zu entsprechen. Aber hier kann ich euch beruhigen. Kaum jemand entspricht wirklich diesen Maßen zu 100%. Die eine hat eine ausladende Hüfte, die andere eine stärkere Brust, andere wiederum haben eine wenig ausgeprägte Taille, unterschiedlich lange Beine, eingefallene Brust, asymmetrische Brust, Hohlkreuz,…. die Liste könnte man ewig weiterführen. Die meisten Hobbynäherinnen haben wohl schon die Erfahrung gemacht, dass sie sich bei den Maßpunkten in unterschiedlichen Größen wiederfinden.

Dazu kommt der Umstand, dass die Konfektionsgrößen alle auf die Körpergröße 168 ausgelegt sind. Wir Frauen sind aber nun mal nicht alle 168 cm groß. Es gibt  die Einteilung in Normalgrößen, Kurzgrößen und Langgrößen. Aber gerade im Bereich der Schnittmuster gibt es hier einfach noch nicht so viel Auswahl. Deshalb sind meist umfangreichere Anpassungen des jeweiligen Schnittmusters nötig.

Welche Problemfiguren gibt es?

Es gibt sehr viele Bereiche am Körper, die zu einer weniger guten Passform führen können. Wenn dann noch mehrere Problemzonen zusammentreffen, wird es richtig kompliziert. Die gute Nachricht: es gibt für jede Problemzone eine Anpassungsmöglichkeit. Vorab zählen wir hier mal die meist vertretenen Passformprobleme auf:

  • starkes Gesäß: führt oft dazu, dass sich der Rock sehr unförmig um das Hinterteil formt und der Hinterrock kürzer ist als vorne
  • flaches Gesäß: hieraus resultieren oft Falten und der Rock hängt hinten tiefer als vorne
  • verschieden ausgeprägte Hüftformen: führt zu Falten im Hüftbereich
  • große Brust: Oberteil spannt im Vorderbereich und zieht Falten, bei strammen Stoffen wird die Brust teilweise gequetscht
  • kleine Brust: Das Oberteil schlackert und wirft Falten, besonders bei Webware
  • eingefallene Brust: das Oberteil wirkt vorne zu locker, “schlabbert”
  • und und und

Viele Nähanfänger/innen geben das Hobby “Nähen” in der Anfangsphase auf, da sie mit den erzielten Ergebnissen nicht zufrieden sind und auch nicht wissen, warum die genähten Kleidungsstücke nicht so recht passen wollen. Denn schließlich ist einer der Hauptgründe des Nähens eigener Bekleidung, dass sie im Gegensatz zu gekaufter Kleidung auch wirklich haargenau passt. Doch erst mit ein paar Kenntnissen, wie man vorhandene Schnittmuster an die eigene Figur anpasst, wird man tatsächlich das Gefühl maßgeschneiderter Kleidung bekommen.

Anpassung von Schnittmustern

Viele Schnittmusterhersteller geben in ihren Anleitungen bereits Tipps, wie ihr Schnittmuster angepasst werden. Das sind aber meistens nur vereinzelte und sehr gängige Anpassungen. Es würde auch jede Nähanleitung sprengen, wenn auf alle möglichen Passformprobleme und deren Behebung eingehen würde. Auf unserem Blog werden ihr zukünftig Beiträge mit verschiedenen Lösungsmöglichkeiten finden und wie man, am Beispiel von Grundschnitten, Schritt für Schritt am besten vorgeht.

Ein erstes Beispiel gibt es im folgenden Beitrag

Wenn ihr am Thema Schnittmusterkonstruktion und Passformprobleme interessiert seid, dann folgt einfach unserem Blog.

Jede Frau hat eine etwas andere Hüftausprägung, entsprechend kommt es leicht zu Passformproblemen bei Rock Schnittmustern. Die meisten sind für eine normale Hüftrundung konstruiert und können dadurch zu einem nicht perfekt passenden Kleidungsstück führen. Wir müssen daher analysieren, welche Hüftform wir haben und sind dann in der Lage, Rockschnitte an unsere individuelle Hüftform anzupassen. Wie du deine Hüftform erkennst und wie du deinen Schnitt anpasst, zeigen wir nachfolgend:

Welche Hüftform habe ich?

Deine eigene Hüftform zu erkennen ist einfach. Stell dich gerade vor einen Spielgel, am besten in eng anliegender Unterwäsche. Die Beine nicht breiter als deine eigene Schulterbreite stellen, sondern deine ganz normale gerade Standhaltung einnehmen. Als visuelle Hilfe kannst du dir ein Gummiband auf Taillenhöhe und auf deine Hüftlinie binden (ohne die Haut einzuschnüren, das Band soll leicht aufliegen). Das hilft dir, deine Taillenlinie und Hüftlinie klar zu erkennen.

Die Taillenlinie ist die schmalste Stelle des Körpers und die Hüftlinie die stärkste Stelle des Gesäßes. Falls du dabei Schwierigkeiten hast, lass dir von einer Person deines Vertrauens dabei helfen. Jetzt betrachte den Bereich zwischen den beiden Bändern. Du solltest nun deine Hüftrundung anhand der nachfolgenden Grafik zuordnen können.

Wie passe ich meinen Rockschnitt an meine Figur an?

Nachdem du nun deine eigene Hüftform kennst, zeigen wir dir die Anpassung am Beispiel des Rock Grundschnitts. Die Vorgehensweise hier ist sehr einfach und die Anpassung schnell gemacht, da lediglich die Seitenlinien angepasst werden müssen. Wenn ihr euch nicht sicher seid, ob der Rockschnitt überhaupt angepasst werden muss, empfiehlt es sich, einen Proberock mit einem günstigen Stoff (nicht dehnbar, am besten Nesselstoff oder Baumwollstoff) anzufertigen. So erkennt ihr, ob am Hüftbogen lockere Wellenfalten entstehen, was bereits auf einen flachen Hüftbogen hinweist, oder ob der Stoff spannt und der Rock hier zu eng sitzt. In diesen Fällen ist auf jeden Fall eine Anpassung notwendig.

Schnittanpassung bei flacher Hüfte

Bei einer flachen Hüfte verläuft der Hüftbogen (grüne Linie) ziemlich gerade zur Hüfte und bildet erst dann eine deutliche Kurve. Im Vergleich zur Normalfigur (in grau dargestellt) liegt die Linie also etwas schmaler.

Wie ihr den Schnitt anpassen müsst, erkennt ihr anhand der grünen Linie auf der Grafik des Rock Schnittmusters. Achtet darauf, nicht zu viel wegzunehmen. Solltet ihr einen Proberock angefertigt haben, könnt ihr anhand des Proberocks sehr genau ausmessen, wieviel mm oder cm ihr am Schnitt ändern müsst und über welche Länge. Achtet auch auf die gleichmäßige Verteilung zwischen Vorderrock und rückwärtigem Rock.

Schnittanpassung bei unebener Hüfte

Sehr verbreitet ist auch ein unebener Hüftverlauf, bei dem der Hüftbogen Dellen aufweist. Oftmals entstehen diese Unebenheiten durch zu eng getragene oder geschnürte Hosen oder Röcke, die auf Hüfthöhe liegen. Unsere Kleidungsstücke sollten wir nicht an diese Dellen anpassen, sondern überspielt werden. Körperformende Unterwäsche kann hier ebenfalls Abhilfe leisten, insbesondere, wenn man enganliegende Röcke, Kleider oder Hosen tragen möchte.

Für die Anpassung erweitern wir je nach Ausprägung der Delle die Seitenlinie relativ weit oben beginnend ein wenig nach außen, sodass die nach außen stehende Delle genug Raum findet, die unschöne – die anschließende Innendelle – jedoch überspielt wird.

Schnittanpassung bei runder Hüfte

Bei rundem Hüftverlauf (gelbe Linie) bildet sich eine deutliche Kurve von der Taille Richtung Hüftlinie.  Im Vergleich zur  Normalfigur liegt der Hüftbogen deutlich außerhalb und braucht entsprechend mehr Stoff.

Entsprechend der Illustration, müsst ihr den Hüftbogen nach außen hin erweitern und in eine runde Form bringen. Tastet euch hier an die perfekte Passform an. Wenn der Rock bei einem nicht-elastischen Stoff körpernah anliegt, ohne Falten oder Wellen zu werfen und dabei trotzdem Bewegungsfreiheit habt, ist die Passform perfekt.  Achtet auch hier auf die gleichmäßige Verteilung zwischen Vorderrock und rückwärtigem Rock.

 

Du siehst also, manche Passformanpassungen sind nicht schwer und lassen sich leicht und schnell umsetzen. Probier es einfach mal aus mit einem einfachen Rockschnitt, bei dem du bisher das Gefühl hattest, dass er um die Hüfte nicht so recht passen möchte.

Wenn dein Rock immer noch nicht so richtig passen möchte, liegt es vielleicht an einem anderen Figurproblem wie zum Beispiel ein starkes oder flaches Gesäß. Also bleibe up to date und erfahre in unserem Blog zukünftig noch weitere Passformprobleme und wie du sie beheben kannst.

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“Wieso sitzt denn die Hose nicht auf meiner Taille? Und warum sehe ich aus wie ein Boxer, wenn ich Oberteile mit Rüschen trage? Bei anderen sieht das so toll aus, warum bei mir nicht!” So oder ähnlich haben wir sicher alle schon einmal gedacht. Die Ursache liegt an unserem jeweiligen Figurtyp und daran, dass nun mal jeder Körper einzigartig ist. Um dich besser einordnen zu können, starten wir eine Beitragsreihe zum Thema “Figurtypen” und starten im ersten Teil mit einer Übersicht der verschiedenen Figurtypen und einer Detailbeschreibung der geraden Figurform (H-Typ). Welche Kleidungsstücke am besten zu deinem Figurtyp passen, findest du in dieser Beitragsreihe.

Was unsere Körperform beeinflusst…

Taillenhöhe, breite oder schmale Schultern und Hüfte, Beinlänge, runder Rücken und eingefallene Brust sind nur ein paar Beispiele, die Einfluss auf unsere Figur haben. Kaum jemand besitzt die “Normalfigur”, die uns Modeschöpfer und -konzerne gerne als Standard präsentieren. Wir sind Individuen, nicht nur geistig, auch körperlich. Und das ist auch gut so, denn jeder Mensch ist einzigartig. Was wir also gerne als “Problemzone” deklarieren, weil uns das Oberteil mal wieder zu sehr an der Oberweite spannt oder die Hose zwar von der Länge passt, sich am Bund aber kaum zuknöpfen lässt, bedeutet nicht, dass wir keine tolle Figur haben. Die haben wir!

Aber wie kommen wir weg von diesen bösen Gedanken der “Problemfigur”? Der erste Schritt ist die Erkenntnis, dass es für jeden Figurtyp die passende Kleidung gibt. Um uns in unserer Haut wohl zu fühlen benötigen wir also Kleidung, die sowohl eine gute Passform hat, also auf unsere Körpermaße passend geschnitten ist, als auch Kleidung, die unserem Figurtyp schmeichelt. In den nächsten Wochen werden wir jeden Figurtyp genauer betrachten und starten heute mit dem geraden Figurtyp, auch H-Typ genannt.

H-Typ – gerade Figur

Der H-Typ zeichnet sich durch eine Körperform ähnlich eines langes schmalen Rechtecks aus. Generell lässt sich sagen, dass der H-Figurtyp eine sehr schwach ausgeprägte Taille hat und der Verlauf von Brust zu Taille zu Hüfte daher sehr gerade verläuft.

Weitere Merkmale des geraden Figurtyps sind eine schmale Silhouette, eher kleine Brüste sowie ein flaches Gesäß. Außerdem sind Frauen dieses Figurtyps meist groß und besitzen lange und schlanke Arme und Beine. Damen mit gerader Figur wirken zudem sportlich und wünschen sich oft, mehr feminine Kurven zu haben. Diese lassen sich aber durch die richtigen Kleidungsstücke herausarbeiten.

Da der H-Figurtyp kaum Kurven zeichnet, eignen sich hier besonders Kleidungsstücke an, die Brust- und Hüftbereich mehr ausprägen. Details wie Raffungen, gesmokte Brustpartien, Rüschen, Stoffe mit ausgeprägter Struktur setzen Details und kann diesem Figurtyp schmeicheln. Unvorteilhaft hingegen wirken Bleistiftröcke, sehr schmale Hose oder enge Oberteile, die die Brust flach wirken lassen können. Generell können Damen mit H-Typ Figur ein sehr breites Sortiment an Bekleidung tragen. In nachfolgender Tabelle findest du einige Do’s and Dont’s für die gerade Figurform. Aber bei allen guten Ratschlägen gilt grundsätzlich: DU musst dich in deiner Haut wohlfühlen und wenn du dir in deiner Kleidung gefällst, hast du alles richtig gemacht!

Was passt zu mir?

Du bist ein H-Typ? Dann probiere folgende Kleidungsstücke für dich aus:

Oberteile

Vorteilhaft:

  • Blusen und Shirts mit Rüschen, Raffungen, Biesen, Falten, Smokeffekte
  • V-Ausschnitte wirken sehr gut bei der H-Figurform und heben den Brustbereich hervor (das gilt auch für den Rückenbereich)
  • Asymmetrische Oberteile, z.B. One-Shoulder-Shirt
  • auffällige Muster
  • Oberteile mit auffälligen Kragen oder Halsausschnitten (z. B. Besätze oder Kräuselkragen)
  • Puffärmel eignen sich sehr gut, ebenso wie leichte Schulterpolster bei Blusen und Jackets
  • Ponchos
  • Jacken mit ausgeprägter Schulterpartie, Trenchcoats

Unvorteilhaft:

  • keine Gürtel

Kleider

Vorteilhaft:

  • Bustierkleid mit bspw. Glockenform
  • Generell Kleider mit A-Linie
  • Rock mit Stößchen
  • Kleider mit Raffungen, Verzierungen im Brust- und Hüftbereich
  • Kleider mit Puffärmel
  • Asymmetrische Kleider, z.B. One-Shoulder-Kleider
  • Stößchenkleider

Unvorteilhaft:

  • keine Gürtel in der Taille, vor allem keine breiten
  • generell gilt: keine Details in die Taille legen, sondern Brust und Hüfte hervorheben

Röcke

Vorteilhaft:

  • Falten- und Glockenröcke aller Art
  • generell ausgestellt Röcke
  • Asymmetrische Formen, z.B. Wickelröcke
  • Querstreifen und Quermuster
  • Raffungen/ Knoten im Hüftbereich
  • Ballonröcke
  • Jeansröcke mit Vorder- und Hintertaschen im Hüftbereich

Unvorteilhaft:

  • Bleistiftröcke
  • generell sehr schmale und eng anliegende Röcke, nur in Kombination mit einem weiten, fließenden Oberteil
  • keine Röcke mit Gürtel im Taillenbereich

Hosen

Vorteilhaft:

  • Hosen mit Taschen im Taillen- und Hüftbereich
  • ausgestellte und weite Hosen, z.B. Marlenehose
  • Culotte-Hosen
  • leichte Schlaghosen

Unvorteilhaft:

  • Paper-Bag Hosen, da diese die Taille hervorheben
  • gerade und schmale Hosenform, da die Körperform bereits sehr gerade verläuft

Trick 17 – Accessoires richtig einsetzen

Als ergänzender Tipp sei gesagt, dass mit geeigneten Accessoires die jeweiligen Figurtypen unterstützt werden können. Für den H-Typ eignen sich beispielsweise Schals und ausladende Ketten, um den Brustbereich hervorzuheben. Aber auch Tücher und Gürtel, die um die Hüfte gebunden werden, statt um die Taille.

Im nächsten Teil der Reihe: Der X-Typ

In unserem nächsten Artikel dieser Beitragsreihe beleuchten wir den X-Typ, der als klassisch-weibliche Körperform sehr ausgewogene Proportionen besitzt. Du willst ihn nicht verpassen? Dann folge unserem Blog oder unserer Facebook und Instagram-Seite.